Nichts ahnend und deshalb vorerst bester Laune stehe ich mit einem alkoholischen Getränk in der Hand auf dem Balkon. Nette Party, nette Leute. Dazwischen ein paar Uralt-Bekannte, lange nicht gesehn’. Mit Absicht. Und genau so ein Problem schlendert mit Bierfläschchen in der Faust auf mich zu.
Wohlwollendes Grinsen, der Kehlkopf drückt den vorangegangenen Schluck Bier mühevoll runter, damit rechtzeitig zum SmallTalk die Bahn frei ist. Sodann öffnet sich der Mund in bester Absicht, und in dem Moment, in dem Luft geholt wird, widerstehe ich dem Reflex, davonzurennen: „Hey Julia! Na, was macht die Musik?“. Zu spät für die Flucht. Es ist raus. Allenfalls bleibt die Wahl zwischen sich sich vom Balkon stürzen und antworten. Ich entscheide mich fürs zweite und es kommt ein mehr- oder wenig minütiger Zwischenbericht über Milchmädchens Befinden aus meinem Mund. Und in der Zeit übrigens kein Bier mehr rein. Denn ich muss ja sprechen. Derweil nickt mein Gegenüber ab und an mäßig interessiert, während er sich auf sein Bierchen konzentriert. Und ich rede & rede. Und zwar mich um Kopf und Kragen. Denn so aufregend läufts grad nicht „mit der Musik“. Mit „Nun, wir haben den Bundesvision Songcontest gewonnen“; „… der Manager von Madonna reißt sich um uns“ oder „… die läuft im Radio auf & ab, wir haben alle unsre Jobs gekündigt und spielen nur just for fun in der Silvesternacht einmal am Times Square und hängen ansonsten auf Barbados rum“ konnte ich bisher leider nicht kontern.
Kurz um, die veralteten Floskeln „Na, schönes Wetter heute!“ oder das vorwitzig aus der Hüfte geschossene „How is life?“, dicht gefolgt vom Nervtöter des Jahrtausends „…long time no see“ sind ersetzt. In meinem Fall: leider. Denn wenn nix mehr geht, und jemand sich ansatzweise dunkelst mit Hilfe seiner letzten nicht weg gesoffenen Gehirnzellen zu erinnern glaubt, mich jemals mit einer Gitarre in der Hand gesehn zu haben - der Spruch zieht immer! Und zwar dann, wenn einem nichts anderes einfällt. Warum geht der nicht einfach grinsend und zuprostend vorbei, anstatt mich mich in den GuteLaune-Ruin zu treiben, weil wir zZt im Proberaum dahinsiechen und an den aufzunehmenden Songs rumbasteln?! (Der letzte Satz war übrigens für die, die es wirklich interessiert, was denn die Musik macht)
Und im Sommer wird wieder gespielt. Und dann frag' ich hinterher: "Na, wie war ich?". Ähnlich abgedroschen, aber genauso gut gemeint. ;-)
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