Mittwoch, 11. Juni 2008

Ich hab einen Schatz gefunden!

Hand aufs Herz: Beim eifrigen Belauschen einer jeden Textzeile unserer Milchmädchensongs kann einem schon mal der Gedanke kommen, dass ich vorrangig unschöne Erlebnisse in diesen lyrischen Zeilen verpacke. Meine Oma, der das auch schon aufgefallen ist, sagt z.B. immer, dass man sich auch an Kleinigkeiten erfreuen soll. Und dann auch mal DA DRÜBER reden, nicht nur über die „Katastrophen“. Und da ich oft und gern auf meine Oma höre, bin ich seit Montag abend gut gelaunt und muss ständig grinsen, wenn ich an das denke, was ich seitdem habe! Und ich rede GERN darüber:

Zu spät zur EM-Gucken-Verabredung losgekommen, galoppierte ich, so schnell meine Flipflops mich trugen, meine Häuserzeile entlang. In Höhe einer Art „Gebrauchtbuchhandlug“ riskierte ich einen Schaufensterblick, und sah ihn: Meinen Schatz!
Vollbremsung, langsam rückwärts geschlichen, wieder Schaufensterhöhe erreicht, Nase plattgedrückt.
Und - er war’s: Mein Drachen! Grün, mit roten Punkten, und mit einer Maus auf dem Rücken. „Das Drachenbuch“ von Walter Schmöger – allerliebstes Lieblingsbuch meiner Kindheit!
Herzrasen, weiche Knie. Atemnot. Denn plötzlich, nachdem ich jahrzehntelang nicht nach dem Buch gesucht habe, war ich fest überzeugt davon, das einzig überlebende Exemplar in Gesamt-Europa gefunden zu haben. Ich wußte bereits, dass der gewiefte Ladenbesitzer (eine mafiös-anheimelnde 150-Kilo-Qualle hinter einem verschmierten Holztisch) mir mit einem breiten Zigarrengrinsen einen fünfstelligen Betrag auf einen Zettel schreiben und mir zuschieben würde. Und dass er schmutzige Fingernägel haben würde, mit denen er – MEINEN wiedergefundenen Schatz fest an sich gekrallt – wieder in Richtung Schaufenster schnaufen würde, nachdem ich ob des Preises heulend vor seinem Tresen zusammengebrochen bin.

So war’s aber gar nicht! Der schlanke, sehr nette Herr aus dem Laden zauberte einfach das Buch aus dem Schaufester, warf einen Blick rein, und sagte: "Das wärn' dann 4 €uro. ".
Und seitdem nehme ich mein Drachenbuch überall hin mit. An dem Abend hat es mit Rami und mir in Sachsenhausen Fußball geguckt. Vorm Einschlafen hab ich dann noch 2 mal gelesen; heute isses sogar auf der Arbeit dabei, damit ich es für Euch fotografieren konnte. Mein Drachenbuch. Ich grinse schon wieder! Alles ist gut!

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