Mittwoch, 22. April 2009

Karottenkonzern

Ich hab mal Resümee gezogen. Am letzten Sonntag. Im Wartezimmer bei HR3. Da haben wir nämlich ein wenig atemlos auf eine ähnliche Ansage wie „Der nächste bitte“ gewartet. Matze, Andy und ich – und ein Riesenhund, der da von irgendwem unterm Tisch liegengelassen worden war.
Der Hund hat am Mikro später mehr Zeit gehabt, dann aber doch weniger gesagt als wir drei in unseren 10 Minuten ON AIR.
Egal, so ober-erfreulich wie das HR3-Interview war - beim Warten ist mir folgendes trübes Licht aufgegangen:
Je weiter wir (Milchmädchen) kommen, um so mehr müssen wir dann wieder machen. Also, wie soll ich sagen?! Wir haben: Schöne und größere Gigs gespielt. Ein außergewöhnliches Programm von fast anderthalb Stunden. Eine hochwertig gefertigte EP mit vier wunderschönen Liedern. Ein tolles Booklet dazu. Wir myspacen, wir bloggen, wir twittern – Dinge, von denen man beim ersten Hören denken könnte, sie wären etwas Unanständiges und wir sollten uns mal bei einer Selbsthilfegruppe anmelden. Sprich: Wir haben also bis hier hin ganz schön viel erreicht, uns aber dafür auch ziemlich abgehetzt.
Natürlich, wir hatten auch Glück und einige Dinge flogen wie von selbst in unser Mail-Postfach: Größere Veranstalter kamen auf uns zu und nicht umgekehrt – genauso lief es auch mit dem HR3-Interview.

Zurück zu Sonntagabend: Langsam wurde mir klar, dass Milchmädchen jetzt trotzdem nicht stehenbleiben und sich ausruhen dürfen. Und ein beunruhigendes Bild erschien vor meinen entgeisterten Augen: Milchmädchen als die Karnickel, die ausgehungert und mit letzter Kraft und wild aufeinander klackernden Hasenzähnchen versuchen, an die goldene Karotte zu springen. Und das Problem ist, dass Medienkonzerne, Gema, Radiobestimmungen und Millionen andere Bands mit mehr Zeit, mehr Glück und mehr wat-weiß-ich diese Möhren-Angel genüßlich immer höher schrauben. Diese Möhre namens "voller Erfolg". Und mit aufgerissenen Karnickelaugen und zitternden Karnickelöhrchen (?) wurde mir der Un-Satz des Jahres klar, der uns ständig auf den Häschenfersen ist: WIR MÜSSEN NOCH. Denn wir müssen noch: T-Shirts und Flyer drucken, die Plattenfirmen persönlich behaken, eine schönere Homepage machen, ein Video drehn, 3-6 neue Lieder schreiben, wieder ins Studio, viel mehr Bewerbungen in andere Städte schicken, neue Pressefotos machen.
Und am End' müssen wir unbedingt noch: Irgendwem die Karotte … stecken und mal wieder ein bißchen gemütlich sein. Aber sonst geht's mir gut! :-)

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